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Die Corona-Pandemie macht uns dick

Zuhause essen Konsumenten häufiger, snacken regelmässiger und kochen häufiger selbst.
Bild: Ball Park Brand, Unsplash

Das Essverhalten hat sich während der Corona-Pandemie verändert: fast jeder Vierte ist mit seinem Essverhalten unzufrieden und wir haben deutlich an Gewicht zugelegt.

Wie ernähren sich Deutsche, Österreicher und Schweizer? Welche Motive steuern unser Essverhalten? Wie hat die Corona-Pandemie unser Ernährungsverhalten verändert? Diese Fragen haben Prof. Dr. Thomas Rudolph, Matthias Eggenschwiler und Nora Kralle vom Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St. Gallen (HSG) laut einer Mitteilung untersucht. Befragt wurden über 3000 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bereits zum sechsten Mal (nach 2003, 2005, 2008, 2014 und 2019) hat das Forschungszentrum für Handelsmanagement der Universität St. Gallen Konsumenten zu ihrem Essverhalten befragt. Die Befragung wurde Mitte Juni 2021 durchgeführt, als im DACH-Raum der gesamte Einzelhandel und die Gastronomie wieder geöffnet hatten und bereits über ein Jahr seit dem ersten Lockdown vergangen war.

Im Schnitt 3.3 Kilogramm mehr

Wie die Untersuchung der HSG-Forschenden zeigt, ist die Ernährung für rund 85 Prozent der befragten Konsumenten wichtig. Jedoch ist jede Vierte Schweizerin und jeder Vierte Schweizer mit seiner Ernährungsweise unzufrieden. Die gestiegene Unzufriedenheit hängt mit dem steigenden Körpergewicht zusammen. Während Corona hat die Bevölkerung 3.3 Kilogramm zugenommen. Die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen hat im Vergleich zu 2019 sogar 6.7 Kilogramm zugenommen.

Fehlende Disziplin

In allen drei Ländern fehlt den Konsumenten vor allem die Disziplin für eine bessere Ernährung. In der Pandemie musste man beim Essen verstärkt auf das Geld achten: Mehr als ein Viertel der Befragten (2019 waren es noch 16 Prozent) geben an, dass ihnen das nötige Geld für eine gesündere Ernährung fehlt. Während vor der Pandemie 31 Prozent Konsumenten die Zeit für eine gesunde Ernährung fehlte, ist dies heute nur noch für knapp ein Viertel ein Hindernis.

Veränderte Essgewohnheiten

Das Home-Office und sein rascher Aufstieg hat grosse Auswirkungen auf das Essverhalten. Zuhause essen Konsumenten häufiger, snacken regelmässiger und kochen häufiger selbst. Da Home- Office fester Bestandteil vieler Bürojobs bleiben wird, sind diese Auswirkungen als langfristig einzustufen sind. Die Lebensmittelbranche muss Sortimente und Dienstleistungen überarbeiten. Home-Office wirkt sich besonders stark auf die Gastronomie aus. Während der Besuch von Restaurants am Abend sich schnell normalisierte, leiden diese am Mittag. Nur noch 15 Prozent konsumieren ihr Mittagessen mindestens einmal pro Woche in Restaurants (2019 waren das 32 Prozent). Lediglich 11 Prozent noch in der Mensa/Kantine (2019 waren das 43 Prozent).

Diäten gewinnen an Beliebtheit

57 Prozent aller Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ernähren sich strikt nach einer oder mehreren Diäten. 2019 waren es noch ca. ein Drittel. Besonders im Trend sind vegetarische und vegane Ernährungsformen. 12 Prozent aller Konsumenten im DACH-Raum ernähren sich strikt vegetarisch, 5 Prozent davon sogar strikt vegan. Bezogen auf die 101.3 Millionen Einwohner in Deutschland, Österreich und der Schweiz, entspricht dies rund 12 Millionen vegetarisch lebenden Personen. Davon ernähren sich 5 Millionen vegan. Die Generation Z verzichtet überproportional häufig auf Fleisch und Fisch: 20 Prozent der 16- bis 24-Jährigen ernähren sich vegetarisch, 7 Prozent davon vegan. Bei den über 65-Jährigen ernähren sich lediglich 6 Prozent vegetarisch und davon 2 Prozent vegan.

Regionale Lebensmittel sind gefragt

Deutsche, Österreicher und Schweizer schätzen regionale Lebensmittel wesentlich stärker als vor der Pandemie. In Pandemiezeiten sind regionale Produkte besonders beliebt. Produkte aus der Region werden in der Pandemie aufgrund der örtlichen Nähe zum Hersteller über alle Eigenschaften hinweg deutlich besser bewertet als 2014. So ist beispielsweise der Anteil derjenigen Konsumenten, die den Geschmack regionaler Produkte besser wahrnehmen als den Geschmack ausländischer Produkte, in der Schweiz von 50 (2014) auf 73 Prozent angestiegen. In Krisenzeiten hängt diese Rückbesinnung auf lokale und regionale Produkte in erster Linie mit dem Wunsch zusammen, Vertrauen und Sicherheit zurück zu gewinnen.